Radialsystem V – Space for Arts and Ideas, Berlin

Foto: Sebastian Bolesch

Das Radialsystem V haben wir ausgewählt als Beispiel für einen interdisziplinären Raum der Künste, der Verbindungen von Kultur und Wirtschaft schafft.

Wie würden Sie das Profil und die Programmatik des Radialsystem beschreiben?

Space for arts and ideas. Das Radialystem V hat sich seit seiner Gründung am 9. September 2006 durch Jochen Sandig und Folkert Uhde als offener Raum für den Dialog der Künste weit über die Grenzen Berlins hinaus etabliert. Der historische Name des transformierten Pumpwerks am Spreeufer ist Programm: Ein radiales System strahlt von seinem Zentrum in alle Richtungen aus. Das Radialsystem V bringt Künstler, Kreative und Kulturbegeisterte in Kontakt miteinander und entwickelt aus der Begegnung von Tradition und Innovation, Alter Musik und Zeitgenössischem Tanz, Bildender Kunst und Neuen Medien neue Formate und Genres: Choreographische Konzerte und Opern, Nachtmusik im Liegen, Barock Lounge, Annettes DaschSalon, Konzertinstallationen, Radiale Nächte, Familientage und Kinderopern. Als Produktionsstätte ist das Radialsystem V die künstlerische Heimat von vier bedeutenden freien Ensembles: Akademie für Alte Musik Berlin, Sasha Waltz & Guests, Solistenensemble Kaleidoskop und Vocalconsort Berlin. Risiko- und experimentierfreudig ohne elitäre Attitüde wird hier das Musiktheater der Zukunft in der Praxis erprobt.

Das dialogische Prinzip ist für das Haus und seine Nutzung ausschlaggebend. Die Symbiose von Alt und Neu, die sich in der Architektur durch die gelungene Verbindung eines Industriedenkmals mit einem schlichten, gläsernen Neubau zeigt, spiegelt die Grundidee des Radialsystem V wider: Das Zusammenspiel von Tradition und Innovation, Alter Musik und Zeitgenössischem Tanz, Bildender Kunst und Neuen Medien, Kultur und Unternehmergeist. Durch die Zusammenführung vermeintlicher Gegensätze entsteht etwas individuell Neues, das mehr ist als die Summe seiner Teile. Ein Grundgedanke des dialogischen Prinzips ist Offenheit – nicht Abgrenzung. Dass sich das Radialsystem V innerhalb kürzester Zeit als Ort innovativer und hochwertiger Konzerte, Tanz- und Musiktheateraufführungen in Berlin, aber auch in nationalem und internationalem Kontext etabliert hat, spiegelt das Potenzial dieser Idee.

Integraler Bestandteil des Nutzungskonzeptes ist der Dialog von Kultur und Wirtschaft. Das Radialsystem V ist zu einer erstklassigen Adresse für Empfänge, Symposien und Kongresse geworden – der Erfolg zeigt sich in der regen Nachfrage nach den Räumlichkeiten des Hauses durch Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien. Mit großzügigen Sälen, lichtdurchfluteten Studios, Sonnendeck, Spreeterrasse und Bootssteg ist das Radialsystem V ein außergewöhnlicher Veranstaltungsort für Tagungen, Galaveranstaltungen und Medienproduktionen.

Unter welchen Rahmenbedingungen arbeiten Sie?

Die inhaltliche Ausrichtung des Radialsystem V ist eng mit der Struktur und Ästhetik des Gebäudes verbunden. Der Architektur kommt eine besondere Bedeutung zu: Sie ermöglicht die zeitgleiche Nutzung der Räume durch künstlerische Produktionen, Vermietungen und gastronomische Angebote. Von der Halle (600 qm) bis zum Kubus (54 qm) bietet das Haus auf sechs Etagen ca. 2500 Quadratmeter Veranstaltungsfläche. Während die Räume im Erdgeschoss durch den Charme industrieller Bauten des frühen 19. Jahrhunderts geprägt sind, bestechen die im Jahr 2006 neu geschaffenen Baukörper der oberen Etagen durch Transparenz und eine schlichte räumliche Struktur. Die nach Südwesten gelegene Spreeterrasse, durch das Gebäude gegen den Verkehr der Holzmarktstraße abgeschirmt, bietet im Sommer nahezu südländisches Flair.

Aufgrund seiner Lage an der Schnittstelle von Berlin-Mitte, Friedrichshain und Kreuzberg, zwischen Ostbahnhof, Spree und Köpenicker Straße übernimmt das Radialsystem V eine wichtige Katalysatorfunktion im sich stark entwickelnden östlichen Spreeraum Berlins. Das Haus ist per S-Bahn, Bus, Regionalbahn und Fernverkehr zentral zu erreichen. Es liegt schräg gegenüber vom Ostbahnhof am Ufer der Spree. Der Fußweg vom Ostbahnhof beträgt circa fünf Minuten.

Für die Radialsystem V GmbH sind aktuell etwa 20 fest angestellte Mitarbeiter tätig. Das Team wird je nach Bedarf regelmäßig mit weiteren freien Mitarbeitern verstärkt.

Wie ist Ihre Einrichtung entstanden? Wer waren die Initiatoren?

Nach ihrer erfolgreichen Zusammenarbeit im Rahmen der Opernproduktion „Dido & Aeneas“, an der sie jeweils mit ihren Ensembles Akademie für Alte Musik Berlin und Sasha Waltz & Guests beteiligt waren, gründeten Jochen Sandig und Folkert Uhde 2005 in privater Trägerschaft das Radialsystem V. Seit der Eröffnung im September 2006 stehen beide dem Haus als geschäftsführende Gesellschafter und Künstlerische Leiter vor.

Wer ist jetzt Träger der Einrichtung? Wie sieht die Finanzierung aus?

Die Radialsystem V GmbH betreibt das Haus heute im achten Jahr privatwirtschaftlich und unabhängig. Der Betrieb des Hauses muss durch Einnahmen aus künstlerischen Projekten, Vermietungen und gastronomischen Angeboten finanziert werden – die einzelnen künstlerischen Projekte werden regelmäßig von verschiedenen Partner und Institutionen unterstützt und gefördert.

Wie sieht Ihre Einrichtung in zehn Jahren aus? Welche Schwerpunkte setzen Sie in der Zukunft? Wo liegen die Herausforderungen?

Die größte Herausforderung besteht bisher und aktuell in der nachhaltigen Sicherung des Betriebes des Hauses als Ort für die Künste.

www.radialsystem.de

Dieser Text wurde verfasst von Ben Czernek, Pressemitarbeiter der Radialsystem V GmbH.