Eine Frage an Herr Scholtz: Wie könnte man ausgehend vom Engagement von Olga und Wera den Förder- und Stiftungsgedanken heute in der Villa Berg und dem Park aufleben lassen?

Geschichte bewahren – Zukunft ermöglichen – eine Idee

Seit dem Jahr 2005 ist die Villa Berg ungenutzt. In ihrer ursprünglichen Konzeption war sie die herrschaftliche Sommerresidenz des Kronprinzen- und späteren Königspaares Karl und Olga. Die umgebende Parkanlage – ehemals königlicher Garten – ist in großen Teilen vernachlässigt. Dabei blickt das gesamte Areal auf eine wechselvolle Geschichte zurück, die bedeutsam und prägend für Stadt und Land war und ist.

Um einem weiteren Verfall entgegenzuwirken ist schnelles und gezieltes Handeln notwendig. Zur Entlastung der Stadt schlage ich eine auf das Areal fokussierte, gemeinnützige „Stiftung Villa Berg“ vor, die effektiver als die Stadtverwaltung selbst arbeiten kann, da diese stets Prioritäten setzen und mehrere Projekte parallel betreuen muss. Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Stadt Stuttgart und den beteiligten Behörden ist die Grundlage.

Eine „Stiftung Villa Berg« richtet ihren Stiftungszweck sowie ihre Organisationsstruktur vollkommen auf die Villa Berg aus und kann zur Unterstützung auf bestehende Netzwerke zurückgreifen sowie neue Kontakte knüpfen. Die dauerhafte Form einer gemeinnützigen Stiftung garantiert Neukonzeption und späteren Betrieb aus einer Hand. So bleiben Zuständigkeiten und Wissen erhalten. Bürgerschaftliches Engagement innerhalb der Stiftung ist gegeben. Ebenso ist das Einsammeln sowohl von Spenden – durch Einzelspender, Stiftungen und anderen Organisationen – als auch von Fördermitteln ein wichtiger Beitrag zum Gelingen des Projektes.

Leitbild und Ziel einer „Stiftung Villa Berg“

Das Ziel einer gemeinnützigen und operativen „Stiftung Villa Berg“ soll die Instandsetzung der Villa Berg sowie die Inwertsetzung des Parks – als eine Einheit, die ein Gesamtkunstwerk bilden – sowie deren Neukonzeption und Neunutzung sein. Sensibler Umgang mit der noch vorhandenen Substanz sowie Denkmalpflege sind dabei Grundgedanken. Der geschichtsträchtige Ort „Villa Berg“ sollte dabei nicht beliebig mit Inhalten gefüllt werden, sondern – neu interpretiert – an bisherige Nutzungen und Nutzer anknüpfen, Kontinuität herstellen und damit auch das Bewusstsein für die Bedeutung des Ortes stärken.

Anknüpfungspunkte für die Neunutzung der Villa können beispielsweise die sozialen Ideale und Ideen der Stifterin Königin Olga sowie der Herzogin Wera oder die ehemalige Nutzung für Kunst und Kultur als städtische Galerie, Sendesaal des SWR oder auch die Nutzung für das Haus des Dokumentarfilms sein. Auch die nationalsozialistische Geschichte des Ortes kann aufgenommen und aufgearbeitet werden.

Für den Park kann die historische Gestaltung als Landschaftspark mit Wasser, Licht und Skulpturen Ausgangspunkt für eine Neuinterpretation sein. An diesen Gedanken anknüpfend soll ein ebenso wichtiger Stiftungszweck die Förderung von Kunst, Kultur und Bildung sein. Da die Villa an einem Schnittpunkt wichtiger städtebaulicher Projekte, aber vor allem auch am Schnittpunkt dreier Stadtteile liegt und in Bezug auf Alter und kulturellen Hintergrund eine heterogene Nutzerumgebung – auch mit sozialen Problemen – vorliegt, soll das Areal in jedem Fall ein Ort des Austauschs und des Dialogs werden und als informeller Begegnungsort das soziale Miteinander fördern. Man sollte Menschen aller Alters- und Bevölkerungsgruppen ansprechen. Es sollte ein offener und lebendiger Ort werden, ein Ort für Junge und Alte, für Stuttgarter und Gäste der Stadt. Jeder soll willkommen sein.

Um das Projekt zu einem wirklichen und angenommenen Bürgerprojekt zu machen, sollte die starke Einbindung bürgerschaftlichen Engagements ein wichtiger Baustein für die Entwicklung des Projekts sein. Das Engagement der Bürgerinnen und Bürger aller Alters- und Bevölkerungsgruppen soll ihnen eigene Gestaltungsräume eröffnen und der Aneignung dienen. Zunächst werde ich diese Idee der Stadt präsentieren, ob eine Umsetzung für möglich erachtet wird und bei positiver Resonanz die nächsten Schritte einleiten.

Senator E.h. Ulrich Scholtz ist Vorstandsvorsitzender des Initiativkreises Stuttgarter Stiftungen e.V. und Vorstand der Knödler-Decker-Stiftung. Nach seinem Architekturstudium an der Hochschule für Technik Stuttgart arbeitete er u.a. als Projektbearbeiter beim Siedlungswerk Stuttgart und einer Wohnbaugesellschaft in Schwäbisch-Hall. Ab 1972 war er Partner und zwischen 1998 und 2001 geschäftsführender Gesellschafter der Kappes Scholtz Ingenieur- und Planungsgesellschaft mbH in Stuttgart. Heute arbeitet er neben den oben beschriebenen Tätigkeiten als selbstständiger Architekt und Immobilienberater und ist Ehren-Mitglied der Freunde der HFT Stuttgart.