Matze Fugel (Bergkonzerte)

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Zum Abschluss von Occupy Villa Berg interviewen wir engagierte Bürgerinnen und Bürger, die mit ihren Aktionen den Park der Villa Berg bereichert und belebt haben. So haben wir auch Matze Fugel, ehem. Popbüro Region Stuttgart und Organisator der Bergkonzerte ein paar Fragen gestellt.

Könntest Du uns die Aktion, die Ihr angeboten habt, kurz beschreiben?

Im August 2014 arbeitete ich beim Popbüro Region Stuttgart, welches die Aufgabe hat, u.a. junge Musiker und Musikerinnen zu unterstützen und zu fördern. Jedoch ist es für junge Bands durchaus schwierig, eine Location zu finden, in der sie auftreten können. Und sollte dies dann klappen, wer außer den engeren Bekannten und Freunden entscheidet sich, bei dem musikalischen Überangebot, was eine Stadt wie Stuttgart bietet, zu einem Konzert einer unbekannten Nachwuchsband zu gehen? Daraus entstand der Gedanke, man müsse diese Musiker und Bands im öffentlichem Raum platzieren, an Orten, an denen sie auch die Möglichkeit haben, sich vor unbekanntem Publikum zu präsentieren, um dieses zu generieren. So entstand die Idee des Bergkonzerts. Schnell wurden zusammen mit der Initiative Occupy Villa Berg weitere Gedanken gesponnen, wie man dieses Konzept erweitern kann. Schließlich wurde das „Bergkonzert“  bald zu der Reihe „Bergkonzerte“, die neben dem Konzertgedanken auch die Idee innehatte, Orte die bedeutend und besonders für Stuttgart sind, den Bewohnern der Stadt näher zu bringen, und diese kulturell zu beleben.

Welchen Ort habt Ihr ausgewählt? Warum?

Die Villa Berg und Umgebung war als Location perfekt geeignet für die Premiere des Bergkonzerts. Wir entschieden uns dafür, die Musiker in dem Pavillon oberhalb des Rosengartens zu positionieren. Das Publikum konnte sich an den Hang davor setzen, die Musiker waren überdacht und der Buschpilot als Getränke- und Toilettenlieferant war in gehbarer Nähe. Außerdem war der Blick von dort einfach traumhaft. Passend zum Konzert verschwand im Rücken der Musiker langsam die Sonne hinter den Hügeln Stuttgarts, was einen wesentlichen Teil zur Atmosphäre des Konzerts beigetragen hat.

Welche Besonderheiten zeichnen aus Deiner Sicht Villa Berg und Park aus?

Eine herausragende Besonderheit ist meiner Meinung die zentrale Lage des Areals. Man geht von der U-Bahn-Haltestelle SWR/Metzstraße nur einige Meter und man erwartet Vieles, jedoch nicht den Blick auf den wunderschönen Pavillon und die dahinterliegende Villa. Und doch scheint die Villa und ihre Umgebung bei vielen Stuttgartern unbekannt zu sein. Desweiteren hat das Ganze einfach eine ordentliche Portion Charme. Da stehen Überbleibsel eines imposanten Gebäudes, welches über 150 Jahre alt ist, und es scheint Keinen zu interessieren. Nein, man kommt sogar auf so verrückte Ideen, sich auf dem Schlossplatz oder im Schlosspark neben den Baggern zu erholen, dabei liegt die Ruheoase inmitten der Stadt, die Villa und der angrenzende Park.

Was wolltet Ihr mit dem Bergkonzert den Teilnehmern vermitteln?

Zum einen wollten wir natürlich junge Bands und Musiker aus dem Raum Stuttgart durch ein Konzert in öffentlichem Raum einem neuen Publikum präsentieren. Gleichzeitig war es für das Publikum eine Möglichkeit einen Ort in Stuttgart abseits des Trubels und des Alltags kennenzulernen. Durch die Reihe soll auch ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, welche besonderen Orte es in Stuttgart gibt, die jedoch nicht direkt vor der Nase sind, aber die dennoch einen Besuch lohnen. Durch die kulturelle Belebung des Ortes wird dieser in ein anderes Licht gestellt.

Wie waren die Reaktionen und Rückmeldungen der Gäste? Was nehmen die Gäste mit?

Die Reaktionen waren durchweg positiv. Während beim ersten Bergkonzert an der Villa Berg rund 200 Gäste den Weg zum Pavillon gefunden haben, haben im Juni 2015 circa 600 Menschen den weiten Weg bis zum Teehaus im Weißenburgpark auf sich genommen. Viele haben es als wundervollen Ausklang des Wochenendes empfunden und die schöne Atmosphäre gelobt. Und wirklich Viele haben sich gewundert, dass sie doch schon so lange in Stuttgart wohnen, aber den Park, die Villa und den dazugehörigen Pavillon noch nie gesehen haben. Die Gäste nehmen bzw. nahmen auf jeden Fall einen schönen Abend mit Sonnenuntergang und schöner handgemachter Nachwuchsmusik, eine neue Lieblingslocation in Stuttgart und hoffentlich das Bewusstsein dafür mit, dass es auch abseits der Alltagswege in Stuttgart jede Menge Orte gibt, die es zu entdecken lohnt.

Was bedeuten Villa Berg und Park für Dich persönlich?

Mir persönlich bietet die Villa und der Park ganz klar die Möglichkeit, mich mit Stuttgart zu identifizieren. Es ist ein Ort abseits der überfüllten Straßen und Fußgängerzonen, der zum Entspannen geeignet ist. Außerdem ist es der Ort in Stuttgart, den ich am liebsten Freunden und Bekannten ans Herz lege, die nicht aus Stuttgart kommen. Natürlich ist die Villa für mich auch Erinnerung an einen wunderschönen Konzertabend mit allerlei lieben, lockeren und freundlichen Menschen, die einen Sonntag Abend dazu genutzt haben, in heimeliger Atmosphäre entspannter Musik zu lauschen.

Welche Vorschläge und Ideen hast Du, um die Villa Berg und den Park weiter zu beleben?

Wenn sich etwas wirklich perfekt für kleinere Konzerte eignet, dann ist es der Pavillon oberhalb dem Rosengarten. Dort könnten noch weitaus mehr Konzerte stattfinden. Für die Villa wäre es schön, wenn es eine Möglichkeit gäbe, das Angebot breit zu fächern, dass es auch für ein möglichst breites Publikum interessant ist. Oder aber, um ein aktuelles Thema aufzugreifen: Weshalb nicht ein kulturelles Zentrum für Flüchtlinge und Asylsuchende schaffen? Während es immer nur um fehlende Unterkünfte und überfüllte Bahnhöfe geht, sollte doch langsam auch das Potential jener Menschen abseits von Arbeitskraft entdeckt und gefördert werden.

Mehr Bilder des Bergkonzerts im Park der Villa Berg findet Ihr hier.