Kathrin Grix (Gospel im Osten)

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Zum Abschluss von Occupy Villa Berg interviewen wir engagierte Bürgerinnen und Bürger, die mit ihren Aktionen den Park der Villa Berg bereichert und belebt haben. So haben wir auch Kathrin Grix, Gospel im Osten ein paar Fragen gestellt.

Wie entstand die Idee eines Open Air-Konzerts im Park?

2013 entstand die Idee zu einem Open Air-Konzert im Park der Villa Berg. Zur gleichen Zeit wurde der Gemeinderatsbeschluss zum Rückkauf der Villa gefasst und unser Projekt wurde bei den zuständigen Ämtern sehr wohlwollend aufgenommen. Und so standen am 19. Juli 2014 rund 350 Sängerinnen und Sänger auf der Bühne an der Westseite der Villa, vor ihnen auf der Wiese mit Picknickdecken ausgestattet rund 1000 Besucher, die sich vom Gospelsound begeistern und mitreißen ließen. Für beide Seiten war dieser Abend ein sehr besonderes Erlebnis, so dass wir uns entschlossen, 2015 zum 10. Geburtstag von GiO das Open Air vor der Villa zu wiederholen. Diesmal war die Wiese und Bühne noch voller. Rund 1 1/2 Stunden dauerte ein Konzert mit Gospelsongs und Texten zu den Liedern, die dadurch auch noch mehr Tiefe bekamen. Besonders war auch, dass völlig unbeteiligte Spaziergänger stehenblieben, sich begeistern ließen und blieben – in einer Kirche wäre das wahrscheinlich nicht passiert.

Warum haben Sie den Park der Villa ausgewählt? Welche Besonderheiten haben für Sie Park und Villa?

Unsere Heimatkirche, die Heilandskirche am Kreisverkehr unterhalb der Villa Berg neben dem SWR, steht in enger historischer Verbindung zur Villa. Herzogin Wera von Württemberg ist die Stifterin der Kirche und noch heute gibt es im Pfarrgarten eine kleine Tür direkt in den Park zu ihrem ehemaligen Wohnort. Schon zu Weras Zeiten gab es Konzerte in der Villa, der SWR führte das im Eiermannsaal weiter. Und auch im Park gab es immer wieder Veranstaltungen, wie z.B. der Abschluss der 1. SDR-Hitparade. Die Villa ist also schon immer ein Ort mit Musik gewesen und warum soll sie das nicht wieder sein? Mit unserem 1.Open Air 2014 wollten wir auch zeigen, dass es immer noch funktioniert, dass dieser Ort nicht in Vergessenheit geraten ist. Und wir haben uns so wohl gefühlt, dass wir dieses Jahr wiedergekommen sind. Es passt einfach: die Leute auf der Wiese, Spaziergänger, die Villa im Abendlicht und dann Musik, Band, der große Chor. Es ist eine unheimlich dichte und schöne Atmosphäre.

Welche Rückmeldungen haben Sie von den Teilnehmern und Besuchern der Open Airs bekommen? Was wollten Sie den Teilnehmern vermitteln? Was nehmen Sie mit?

Nach beiden Sommer Open Airs haben wir sowohl von Mitsängern als auch Besuchern sehr viel positive Resonanz bekommen. Die besondere Atmosphäre vor der Villa, so viele Leute auf der Wiese, gemeinsam zu singen, das tolle Wetter, es war rundum eine gelungene Veranstaltung für alle Beteiligten. Für uns nehmen wir mit, dass es funktioniert, Gospel auch nach draußen zu holen, mittenrein in die Stadt und zu den Leuten.

Was bedeuten Villa und Park für Sie persönlich?

Neben dem historischen Bezug und der räumlichen Nähe zur Villa fanden und finden wir es sehr schade, dass sich niemand um das Gebäude und die dazugehörigen Anlagen kümmert. Es ist kulturelles Potential, dass einfach herunterkommt und nicht mehr genutzt werden kann. Wer die Konzerte des damaligen SDR noch kennt, weiß, wie toll die Atmosphäre in der Villa war. Der Leerstand und damit verbunden der Verfall des Gebäudes waren eigentlich unnötig und so sehen wir jetzt eine große Chance, die Villa wieder zu bespielen.

Welche Vorschläge und Ideen haben Sie, um die Villa und den Park weiter zu beleben?

Gerne würden wir die Open Air-Konzerte im Park weiterführen und denken hier weiter in Richtung Gospel Open: ein Wochenende mit verschiedenen Chören und Solokünstlern aus der Gospelszene, die dort vor der Villa und auch in der Villa auftreten, Sonntag morgen ein Gottesdienst im Park. Für viele Musikrichtungen gibt es in Stuttgart bereits Festivals, wie die JazzOpen, die HipHopOpen, warum nicht auch für Gospel? Für die Villa können wir uns vorstellen, dort Konzerte zu geben, Gospelworkshops zu veranstalten und auch eine regelmäßige Sonntagsmatinee wäre denkbar. Uns ist es wichtig, Gospel nicht nur in der Kirche zu bewegen, sondern diese Musik raus in die Stadt zu tragen. Deswegen setzen wir uns für eine öffentliche, kulturelle Nutzung der Villa ein, bei der wir uns gerne beteiligen.

Gospel im Osten, kurz GiO entstand 2005 aus der Idee heraus, die Heilandskirche in der Sickstrasse durch Musik wieder mit Leben zu füllen. Rund 30 Leute kamen zum ersten Projekt, blieben und brachten immer mehr Leute mit, so dass mittlerweile rund 450 Menschen zu den Chorproben kommen. Dafür wurde die Heilandskirche zu klein und der Chor zog im September 2014 in die größere Friedenskirche am Neckartor um. GiO ist projektweise organisiert, 3 Mal im Jahr jeweils 10 Proben und zum Abschluss ein Konzertwochenende. Kommen darf jeder und jede, Vorerfahrung ist nicht erforderlich. Das Motto „Singen ist Glückssache“ lässt sich so ganz leicht erleben. Weitere Infos zu GiO und den nächsten Terminen auf www.gospelimosten.de.