Eine Frage an die Untere Denkmalschutzbehörde: Warum stehen die Villa Berg und ihr Park unter Denkmalschutz?

In der heutigen Fassung der Liste der Kulturdenkmale ist das Gebäude Villa Berg und der Park in Stuttgart-Ost als Kulturdenkmal im Sinne des §2 Denkmalschutzgesetz enthalten. Dies umfasst die Sachgesamtheit von Villa Berg mit Park einschließlich des ehemaligen Bergfriedhofs am Raitelsberg und der dortigen Grabdenkmäler. Der folgende Text entspricht dem offiziellen Auszug aus der Denkmalliste, den uns die Stadt Stuttgart, Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung, Untere Denkmalschutzbehörde zur Verfügung gestellt hat.

Die Villa wurde 1845 – 1853 nach Plänen des Architekten Chr. Friedrich Leins (1814 – 1892) errichtet, die Gartenanlagen entwarf Friedrich Neuner. Auftraggeber waren der württembergische Kronprinz Karl und (ab 1846) seine Gemahlin Olga Nikolajewna. Der reich ausgestattete Bau, später auch die sogenannte „Kleine Villa“ (erbaut 1880), dienten dem Königspaar, bzw. nach Olgas Tod (1892) deren Nichte Wera zum zeitweiligen Aufenthalt. 1913 wurde der Besitz von der Stadt Stuttgart erworben und die Villa künftig zu Repräsentations- und Galeriezwecken genutzt.

Bombardements im 2. Weltkrieg (bes. 1943/44) hatten schwerste Verwüstungen der ganzen Anlage zur Folge; zerstört wurden die Nebengebäude, die Orangerie mit der „Kleinen Villa“ sowie auch das Hauptgebäude, welches bis auf die Umfassungsmauern abbrannte. Bis heute erhalten hat sich davon nur der Außenbau der unter Verzicht auf die nördlich anschließenden Wirtschaftstrakte wieder hergestellten Villa. Der zweigeschossige Baublock aus gelbem Sandstein ruht auf einem teils freistehenden, teils durch Böschungsanschüttungen verdeckten roten Sandsteinunterbau, der im Süden, Westen und Osten Terrassen trägt. Risalite, Vorbauten und Loggien gliedern die Massen des kubischen Baukörpers, während die Elemente der reichen Fassadengestaltung (Säulen, Pilaster, Gesimse, Fensterrahmen etc.) ungemein feine Steinmetzarbeit aufweisen. Das an der Baukunst der italienischen Renaissance orientierte Gebäude hat neben Werken zeitgenössischer Künstler (z.B. Bronzebrunnen auf der östlichen Terrasse von Güldenstein) auch Ausschmückung durch Spolien vom Alten Lusthaus erhalten.

Wenn auch fragmentarisch überliefert, gehört die Villa Berg in ihrer anspruchsvoll gestalteten Architektur und im Reichtum der handwerklichen Details zu den bedeutendsten Stuttgarter Baudenkmälern des 19. Jahrhunderts.

Nach der Zerstörung wurde im Zusammenhang mit der Planung, einen Sendesaal für den damaligen Süddeutschen Rundfunk in den erhaltenen Umfassungswänden einzubauen, auch der Beschluss gefasst, diese Sandsteinfassaden zu überliefern und instand zu setzen. Dies war aber keine Forderung der Denkmalpflege, die auch der Verwendung der Villa als Rundfunkhaus zustimmte. 1948 gab es die ersten Pläne von Architekt Adolf Mössinger, die den Einbau eines Sendesaals vorsahen. Dabei verzichtete er auf die damals noch bestehenden Ecktürme der Villa, die abgetragen wurden. Es ist zu vermuten, dass die Ecktürme aufgrund von funktionalen und damit einhergehenden statischen Gründen aufgegeben wurden, um einen großen, stützenfreien Sendesaal zu gewinnen. Mit der Erhaltung der Ecktürme, wäre das geforderte Raumvolumen von 5000 cbm nicht – zumindest nicht stützenfrei – auszubilden gewesen.

In der Diskussion um den Umgang mit der Villa führte Prof. Hoss (Generalbaudirektor) aus, es sei – aufgrund der Zerstörungen – „kaum möglich, die Leins`sche Villa in ihrer Form wieder erstehen zu lassen, […] Die Konsequenz daraus ist also, die Villa Berg in ihrer früheren Erscheinung nicht zu erhalten.“

Im Juli 1949 lagen bereits Abrechnungen über die Instandsetzung der Fassade und über das Dach vor. 1950/51 erfolgte der Innenausbau des Sendesaals (Auskleidung, Sessel, Orgel, etc.) unter dem Karlsruher Architekten Egon Eiermann. Der Süddeutsche Rundfunk legte damit ein klares Votum für die Moderne ab. In der Villa Berg war auf diese Weise eine eigenständige Zeitschicht entstanden, die als historisches Dokument Bedeutung erlangte.

Im zugehörigen Park ist 1952 auch der bereits 1901 geschlossene Bergfriedhof am Raitelsberg aufgegangen, wo sich (z. T. vom alten Berger Kirchhof hierher versetzte) Grabdenkmäler erhalten haben, darunter mehrere von lokalgeschichtlich bedeutsamen Personen.

An der Erhaltung der Sachgesamtheit besteht öffentliches Interesse aus künstlerischen, wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Gründen.

Quellen zur Nachkriegsgeschichte

SWR – Historisches Archiv:
2361 (1,1) Rundfunkdokumentation 45-86
HA-Nr. 49/177 Verwaltungsdirektion; Bauten Villa Berg 1949-1952
HA-Nr. 49/178 Verwaltungsdirektion; Bauten Villa Berg 1948-1954
HA-Nr. 49/179 Verwaltungsdirektion; Bauten Villa Berg 1948-1954

Regierungspräsidium Stuttgart:
Akten der Denkmalpflege

Bearbeitung:
Numberger – Büro für Bauforschung und Denkmalschutz