Archiv der Kategorie: Positionen – Grundsaetze – Ziele

Grundsätze für Kooperationen (08.03.2014)

Wir möchten uns als Initiative in alle Bereiche der Stadtgesellschaft öffnen, mit anderen Initiativen, Vereinen und Institutionen kooperieren und dabei gleichzeitig unseren Ansatz wahren. Deshalb haben wir Grundsätze für Kooperationen ausgearbeitet:

  • Kooperationspartner teilen Gemeinwohl, Gemeinschaft, Öffentlichkeit und Aktivierung als wichtige Werte und Positionen von Occupy Villa Berg.
  • Occupy Villa Berg versteht sich als bürgerschaftliche und parteiübergreifende Plattform. Kooperationen mit einzelnen Parteien und Wählergruppen sind daher nicht möglich.
  • Die Kooperationspartner verbinden keine kommerziellen Interessen mit ihrem Engagement bei Occupy Villa Berg, die Kooperationen sind grundsätzlich nicht-kommerziell. Eventuelle Verluste tragen die Kooperationspartner, eventuelle Gewinne kommen der Villa Berg und dem Park zugute.
  • Das im Bericht „Ideen, Wünsche und Bilder 2013“ dokumentierte Stimmungsbild der Bürgerinnen und Bürger ist die Basis für Kooperationen von Occupy Villa Berg.
  • Die Kooperationspartner werden Teil eines ergebnisoffenen Prozesses, Einzelinteressen artikulieren sie zu Beginn offen und transparent.
  • Der Blog von Occupy Villa Berg ist die zentrale Kommunikations- und Informationsplattform für Kooperationen.
  • Arbeitsergebnisse, die im Rahmen von Kooperationen entstehen, stehen der Allgemeinheit zur Verfügung. Sie werden zeitnah, transparent und kostenlos auf dem Blog von Occupy Villa Berg präsentiert.

Position und Selbstverständnis (31.01.2014)

Geschichte trifft Zukunft – Occupy Villa Berg versteht sich als bürgerschaftliche Plattform für die Villa Berg und ihren Park. Unser aktuelles Ziel ist es, dass die im Bericht „Ideen, Wünsche und Bilder 2013“ dokumentierten Meinungen der BürgerInnen in den weiteren Planungen unabhängig von den Eigentumsverhältnissen berücksichtigt werden. Wir möchten über das Gesamtareal und die Entwicklungen informieren und das gemeinschaftliche Leben rund um die Villa Berg und ihren Park unterstützen und mit gestalten. Unsere gemeinsame Position als Initiative gründet auf den in unserem Bericht formulierten Empfehlungen:

Gemeinwohl

Das Gesamtareal Villa Berg sollte dem Gemeinwohl dienen – und nicht den Interessen von Investoren. Einen öffentlichen Eigentümer von Villa und Park bzw. eine gemeinnützige Trägerschaft sehen wir dafür als Voraussetzung.

Wir unterstützen den Rückkauf des Gesamtareals durch die Stadt Stuttgart.

Gemeinschaft

Das Gesamtareal Villa Berg sollte als Ort der städtischen Gemeinschaft belebt und gestaltet werden. Die Villa Berg und ihr Park sollten für alle Bürgerinnen offen sein und gemeinschaftlich mit ihnen entwickelt werden, die Vielfalt der Gesellschaft sollte sich in der Vielfalt der NutzerInnen des Areals widerspiegeln.

Wir fordern Beteiligungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten für die BürgerInnen. Bürgerschaftliches Engagement sollte bei der Entwicklung, Finanzierung, Sanierung und Betrieb des Areals eine bedeutende Rolle spielen.

Öffentlichkeit

Das Gesamtareal Villa Berg sollte mit einem integralen Gesamtkonzept als sozialer und kultureller Erfahrungsraum entwickelt werden. Dabei sollten die Villa Berg, der Park und die weiteren Gebäude – als Option auch die Funk- und Fernsehstudios – einbezogen werden. Die NutzerInnen möchten vielfältige Erfahrungen machen und sich selbst mit eigenen Aktivitäten einbringen.

Wir fordern ein öffentliches und gemeinwohlorientiertes Nutzungskonzept für das Gesamtareal mit den Schwerpunkten Kultur, Begegnung, Spiel und Sport, Grün und Ruhe. Wir sprechen uns gegen Wohnungsbau im Park aus.

Aktivierung

Die Villa Berg und die Sendestudios stehen nun seit fast zehn Jahren leer, gleichzeitig sind kulturelle und kreative Räume in Stuttgart rar. Bereits vor dem Leerstand wurden Sanierungsarbeiten auf das Notwendigste begrenzt, mit den Leerstand entstehen durch Kälte und Feuchtigkeit weitere Schäden an der Gebäudesubstanz.

Wir fordern die kurzfristige Aktivierung des Gesamtareals durch kulturelle und kreative Zwischennutzungen im Rahmen des bestehenden Bebauungsplans.

Position zum Verkauf der Villa Berg (16.01.2014)

Die Villa Berg gehört nun einem privatwirtschaftlichen Investor. Keiner weiß, wie es weitergeht. Das möchten wir ändern. Wie am 15. Januar bekannt wurde, hat der Investor PDI am 9. Dezember seine Kaufoption für die Villa wahrgenommen. Diese Nachricht kam nicht nur für uns überraschend: Nachdem der Gemeinderat im Sommer 2013 beschlossen hatte, planungsrechtlich keinen Wohnungsbau im Park zuzulassen, war davon auszugehen, dass sich der Kauf für den Investor wirtschaftlich nicht rechnet und er damit sein bis zum 31. Dezember 2013 bestehendes Vorkaufsrecht nicht wahrnehmen wird. Der vom Gemeinderat beabsichtigte anschließende Kauf des Areals durch die Stadt wurde allseits erwartet. Wir haben daher Verständnis für die bei den Bürger/-innen der Stadt Stuttgart durch die Nachricht ausgelöste Enttäuschung und Irritation – diese ist auch unter den Teilnehmern von Occupy Villa Berg groß. Diese haben sich in den Planungspicknicks mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen das Areal orientiert am Gemeinwohl zu entwickeln. Dazu sollte das Eigentum öffentlich und der Betrieb gemeinnützig organisiert werden. Die Kaufentscheidung von PDI ignoriert sowohl die politische Willensbildung im Gemeinderat als auch das von Occupy Villa Berg dokumentierte Stimmungsbild. Occupy Villa Berg möchte, dass die im Bericht „Ideen, Wünsche und Bilder 2013“ dokumentierten Meinungen der Bürger/-innen in den weiteren Planungen auch unter den neuen Voraussetzungen berücksichtigt werden. Als identitätsstiftende, historische Orte im Stuttgarter Stadtgefüge sollen die Villa, die Sendestudios und der Park den Notwendigkeiten privatwirtschaftlichen Engagements – insbesondere kurzfristigen Rendite-Vorstellungen – entzogen sein. Eine nachhaltige Entwicklung im Sinne der Bürgerschaft kann nur gelingen, wenn das Gesamtareal in öffentliches Eigentum übergeht. Nur so kann die Bürgerschaft langfristig direkten Einfluss auf die städtebauliche und inhaltliche Entwicklung des Ortes haben. Occupy Villa Berg nimmt deshalb die selbstgewählte Aufgabe als Plattform für die Bürger Stuttgarts wieder auf und sucht Antworten auf Fragen wie: Welche Pläne verfolgt der Investor? Wie und wann geht es weiter mit der Villa? Welche Haltung haben die einzelnen Parteien? Wir werden dazu kurzfristig einen Fragenkatalog an die Fraktionen im Gemeinderat, die Stadtverwaltung und den Investor schicken und sowohl die Fragen als auch die Antworten publizieren. Wir möchten wissen, was Sache ist. Occupy Villa Berg.

Motivation und Ziele

Warum engagieren wir uns für die Villa Berg und ihren Park? Uns eint der Wunsch nach einem sensiblen, nachhaltigen und sinnstiftenden Umgang mit Stadtraum und identitätbildender Bausubstanz. Räume werden in Stuttgart zu oft allein aus kommerzieller Sicht betrachtet und vergeben. Historische Orte sind oft in privater Hand und eingeschränkt zugänglich. Dabei treten Bedürfnisse und Wünsche von AnwohnerInnen, NachbarInnen und BürgerInnen häufig in den Hintergrund. Interessierte Einzelpersonen oder kleine Gruppen tun sich schwer ihre Wünsche und Ideen einzubringen. Wir wollten mit Occupy Villa Berg diesen Menschen eine Stimme geben, am konkreten Beispiel zeigen, dass Stadtentwicklung anders laufen kann und damit ein Zeichen setzen. Wir wollten ein Bewusstsein für die Bedeutung von Villa Berg und Park schaffen, ein Panorama an Geschichten aufbauen und Ideen für die Zukunft sammeln. Mit ihrer bunten Nachbarschaft haben Villa und Park das Potenzial zu einem wirklich offenen und lebendigen Freiraum und Möglichkeitsraum zu werden. Occupy Villa Berg ist Ideengenerator und Ideensammler, aber auch Experiment und Lernprozess. Occupy Villa Berg ist ein Versuch Stadtplanung bürgerschaftlich zu organisieren und damit Planungsprozesse zu ergänzen und zu begleiten.