Erfahrungsbericht Daniela Metz

Warum ich mich engagiere?

Ich engagiere mich bei Geschichte trifft Zukunft – Occupy Villa Berg, da ich der Meinung bin, dass in Stuttgart eine krasse Diskrepanz zwischen den umgesetzten Nutzungskonzepten für Leerstand bzw. freie Flächen und den Bedürfnissen der Bürger und unterstützungswürdiger Teil-Öffentlichkeiten nach Räumen und Orten existiert.

Geschichte trifft Zukunft – Occupy Villa Berg ist für mich ein wichtiges Experiment und erster Schritt Bürger auf eine lustvolle und niederschwellige Weise an eine tiefere Auseinandersetzung mit den stadtplanerischen Veränderungen im Allgemeinen und der zukünftigen Nutzung von Villa Berg und Park im Besonderen heranzuführen.

Die „andere“ Herangehensweise war für mich ausschlaggebend, da ich mich selbst von „klassischen“ Bürgerbeteiligungsprozessen nicht angesprochen fühle. Mich schreckt die meinen Wünschen übergeordnete Expertise ab und ich kann und will die anscheinend erforderliche Vertiefung in verschiedene Fachgebiete in der Regel nicht leisten. Und das obwohl ich der Meinung bin: Genau das darf nicht sein. Besser als jeder Experte weiß der Mensch, was er braucht, was ihm und seinem Umfeld fehlt, was falsch läuft.

Was ist meine Erfahrung mit Bürgerbeteiligung? Was fand ich gelungen?

Ich habe keinerlei Bürgerbeteiligungs-Erfahrung einbringen können, habe jedoch erlebt, dass eine Begegnung auf Augenhöhe – ein Austausch zwischen Menschen, denen das Thema wichtig ist – die Menschen ermutigt hat, offen ihre Geschichten und Erinnerungen, ihre Wünsche und Visionen, ihre Vorbehalte und Ängste zu äußern – vom 6-jährigen Kind bis hin zur 82-jährigen Anrainerin. Die spielerische Herangehensweise habe ich als sehr förderlich empfunden, da es den Menschen die Möglichkeit gab groß zu denken und Visionen zu entwickeln. Die Diskussion mit anderen ermöglichte eigene Ideen in Beziehung zu anderen zu setzen und selbst Relevanz und Vereinbarkeit verschiedener Vorstellungen abzugleichen.

Die von Geschichte trifft Zukunft – Occupy Villa Berg erprobten Formate zielen weniger auf den starken Moderator, der in vielen Fällen das Wort des Einzelnen beschneiden muss, um „zur Sache zurück zu kommen“ oder das gesetzte Zeitlimit einzuhalten. Vielmehr geschah der Austausch, die Diskussion unter den Menschen selbst. Das Team von Occupy Villa Berg hat sich hier besonders zurückgenommen.

Ich habe „unsere“ Art des Sammelns, der Weiterentwicklung und Diskussion als eine richtige und wertschätzende wahrgenommen: Ich habe die Menschen als sehr offen, neugierig, wissbegierig und gestaltungsfreudig erlebt. Einige von ihnen haben mich mit ihren Geschichten, Erinnerungen, ihrem persönlichen Bezug zu Villa Berg und Park sehr gerührt, viele haben mich mit ihren Ideen, Projekten und Initiativen – die zur Zeit in Stuttgart keinen Ort finden – tief beeindruckt. Hierfür muss Platz sein: Eine 60-jährige Anrainerin darf sich mit ihren Erinnerungen an ihre glücklichen Zeiten im Park Berg ebenso wenig deplatziert fühlen wie der 30-jährige Migrant, der einen Ort für seine erste bürgerschaftliche Initiative in Stuttgart sucht.

Bürgerbeteiligungsprozesse sollten stärker mit niederschwelligen Formaten arbeiten, um die Bürger nicht abzuschrecken, um sie zu interessieren, zu ermutigen und ihre Leistung im Prozess auch anzuerkennen und wertzuschätzen.

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